Schmiedekünstler und Lehrwerksmeister (1931 - 2013)
Jan Prütz kam am 16. Januar 1931 als eines von sechs Kindern des Kunstschmieds Siegfried Prütz in Isernhagen zur Welt. Nach Besuch der Volksschule absolvierte er zunächst eine Schlosserlehre. In der väterlichen Schmiede in Isernhagen unternahm er seine ersten Gehversuche als Kunstschmied, bevor ihn seine Gesellenjahre in verschiedene Betriebe vom Harz bis in den Allgäu führten. 1957 legte er die Meisterprüfung als Schlossermeister vor der Handwerkskammer Hannover ab. Aber dem Feinschmieden galt innerhalb seines Handwerks die besondere Leidenschaft. Als Meister arbeitete Prütz zwischen 1958 und 1960 in der Schweiz und auch in Köln, wo er während seiner Gesellenjahre bereits Station machte.
Wiederaufbau der väterlichen Schmiede in Isernhagen
Ab 1960 nahm Jan Prütz die Arbeit in der ruhenden väterlichen Schmiede in Isernhagen wieder auf und wirkte dort selbständig bis 1972. Ein starkes Rückenleiden machte ihm das Arbeiten aber zuletzt unmöglich, die Schmiede blieb ungenutzt und zerfiel zusehends. Schließlich wurde Prütz von der Gemeinde aufgefordert, die Schmiede abzureißen, was ihm aber wegen des Rückenleidens unmöglich war.
So war es eine glückliche Fügung für Jan Prütz, dass Carl von Dornick ihn 1973 als Lehrwerksmeister in der Metallgestaltung an die Fachhochschule Hildesheim-Holzminden berief. Prütz blieb dort über zwanzig Jahre, bis er Mitte der Neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts in Pension ging. Seinen letzten Wunsch, den Zaun um den Hof fertigzubauen, erfüllten ihm sein Sohn Fabian und sein Schüler Andreas Rimkus nach seinem Tod im Jahr 2013.
Lehrer und Mensch
Als Lehrwerksmeister legte Jan Prütz großen Wert auf handwerkliche Solidität. "Ein Niet ist kein Niet", pflegte er zu sagen. Sein enormes fachliches Können stellte der zurückhaltende Prütz nie heraus. Sein Schüler Andreas Rimkus berichtet, oft hätte man den Meister auffordern müssen, etwas zu zeigen. Ansonsten ließ er die Schüler in der gut ausgestatteten Schule sich umfangreich ausprobieren. Paradiesische Zustände für die Studenten.
Jan Prütz war seinen Schülern aber nicht nur fachlich, sondern auch menschlich ein Vorbild und Respektsperson. Neben seiner Eigenart, sein Gegenüber in der dritten Person anzusprechen, war Prütz für seine spartanische Lebensweise bekannt. Ein Löffel Honig (selbst geimkert) und eine Scheibe Vollkornbrot, das genügte über den Tag.
Jan Prütz lehrte aber auch, nicht jede Ungerechtigkeit einfach hinzunehmen. Bei Unregelmäßigkeiten bei der Neuvergabe der Professur an seiner alten Wirkungsstätte, forderte er sein Schüler Alfred Bullermann und Andreas Rimkus noch kurz vor seinem Tode auf:
"Lasst euch das nicht gefallen!".
Ein Niet ist kein Niet
Wie schon sein Vater Siegfried schuf Jan Prütz eine Fülle einzigartiger Schmiedestücke. Das Kunstvolle in Jan Prütz' Arbeiten, hierin liegt der Unterschied zu den Arbeiten des Vaters, zeigt sich schon an den Werkproben. Jan Prütz' Werkstudien zeigen die Entstehung der Schmiedestücke Schritt für Schritt.
Eines seiner markantesten Stücke sind die drei ineinander geflochtenen Ringe, aus einem einem einzigen Würfel geschmiedet. Schauen Sie hier, und versuchen Sie einmal, die einzelnen Bearbeitungsschritte zur Entstehung der Ringe nachzuvollziehen!
Obwohl er im Gegensatz zum Vater eher als Lehrmeister wahrgenommen wurde, sind Jan Prütz' Werke große Inspirationsquellen: Sie zeugen von großem Erfindungsreichtum und können für alle, die mit dem Schmieden beginnen, als ein Nachschlagewerk der Formen dienen.
Jan Prütz hinterlässt über 500 Werkstücke, die sich nun in der Obhut von Andreas Rimkus befinden. Nach und nach werden sie aufgearbeitet, um sie hier im Schmiedeschatz zu präsentieren. Um dies zu realisieren, brauchen wir Ihre Unterstützung - werden Sie Förderer des Schmiedeschatzes!